Bürgermeister Michael Lutz im Forum der Oskar-Schwenk-Schule vor über 300 Wegbegleitern verabschiedet

„Waldenbuch soll ein starkes Stück Heimat bleiben“

Von Roland Bengel
Waldenbuchs Bürgermeister Michael Lutz wurde bei seiner Verabschiedung am vergangenen Donnerstag im Forum der Oskar-Schwenk-Schule mit Lob überhäuft. Vor gut 300 Wegbegleitern flocht ein Redner nach dem anderen dem nach 24 erfolgreichen Jahren aus dem Amt scheidenden Bürgermeister einen Lorbeerkranz. Etwas Wehmut und anklingender Trennungsschmerz kam auf, als Landrat Roland Bernhard seine Rede mit den doppeldeutigen Worten einleitete: „Wir nehmen heute Abschied von einer bedeutenden Persönlichkeit, von einem sympathischen Menschen und von einer Person, die alle ins Herz geschlossen haben.“ Der Hochgelobte schmunzelte mit dem Publikum um die Wette und präsentierte sich an der Seite seiner Ehefrau Regina so lebendig, dass er ihr zum Schluss sogar noch eine öffentliche Liebeserklärung machte.

Die erste Bürgermeister-Stellvertreterin Annette Odendahl hielt im Namen des Gemeinderates die Ansprache mit Begrüßung der zahlreichen Gäste

Seinem schon lange währenden Ruf als Schaffer und Gestalter, als Ratgeber und Mentor, als Brückenbauer und Bürgermeister, der stets zum Wohl der Stadt und seiner Bürger handelt, bleibt er bis zur letzten Sekunde seiner Amtszeit am 24. April 2024 treu. Was danach kommt, welchen Herausforderungen er sich künftig stellen will, behält der Geehrte noch für sich. Nur so viel ist durchgedrungen: Bei Deutschlands größtem und schnellsten Frühjahrsmarathon in Hamburg ist er dabei – als Teilnehmer, versteht sich, nicht als Zuschauer. 

Landrat Roland Bernhard während seiner „launigen, kurzweiligen“ Ansprache
Landrat Roland Bernhard dankt Regina und Michael Lutz

Gas geben, wenn andere einen Gang runter schalten: Auch das ist - nach den Wortbeiträgen der Redner zu urteilen - ein herausragender Persönlichkeitszug des auf eigenen Wunsch aus dem Amt scheidenden Bürgermeisters. Wohl niemand kann sich vorstellen, dass sich Michael Lutz künftig auf ein Rentner-Bänkchen im Schönbuch setzt, obwohl es entlang des von ihm auf den Weg gebrachten Herzog-Jäger-Pfades die schönsten Aussichtsplätze gäbe. „Ich vermute, dass er eine Karriere als Fernsehstar beginnt“, rätselte augenzwinkernd Landrat Roland Bernhard in Anspielung auf den sehr telegenen Bürgermeister. Steffen Jäger, Präsident und Hauptgeschäftsführer des Gemeindetags Baden-Württemberg stieß ins gleiche Horn: Waldenbuch dürfe sich glücklich schätzen diesen „kommunalen Schaffer“ so lange Zeit als Bürgermeister zu haben. Denn sicherlich hätte Michael Lutz vor 24 Jahren auch andere Karriere-Optionen gehabt und wahrscheinlich wird George Clooney, amerikanischer Schauspieler und Oscar-Preisträger, noch heute tief durchatmen, dass der sympathische Schwabe ihm damals nicht mit einer Hollywood-Rolle in die Quere gekommen sei, sondern sich für das Amt des Waldenbucher Bürgermeisters entschieden hat.

Bis auf den letzten Platz besetztes Forum – dank der tollen Organisation fühlten sich alle wohl

Doch zunächst einmal – und das scheint dem noch amtierenden Bürgermeister Lutz wichtig – geht es darum, den Langstreckenlauf in Waldenbuch mit voller Kraft bis zum Zieleinlauf am 24. April 2024 zu vollenden. Danach soll es voller Elan und Dynamik weitergehen. Dazu übergab Michael Lutz symbolträchtig seinem mit großer Mehrheit gewählten Nachfolger Chris Nathan einen Kompass und ein Staffelholz, das Michael Lutz von seinem Vorgänger Horst Störrle zu seinem Amtsantritt im Jahr 2000 erhalten hatte.

Bürgermeister Michael Lutz übergibt an seinen Nachfolger, Herrn Chris Nathan den an ihn vom Altbürgermeister Herrn Horst Störrle ausgehändigten Staffelstab sowie einen Kompass von Altstadtrat Erwin Ruck. Möge dieser ihm gemeinsam mit dem Gemeinderat immer die richtige Richtung weißen

Nicht nur schnell laufen, sondern auch in die richtige Richtung – so war es in der Ära Lutz. Und folgerichtig würdigte Annette Odendahl als Erste Stellvertreterin des Bürgermeisters für den gesamten Gemeinderat die großen Verdienste „ihres Bürgermeisters“. Dabei erinnerte sie nicht nur an die unzähligen angenehmen menschlichen Begegnungen mit Michael Lutz und an dessen herausragendes Engagement bei den „schlimmen Ereignissen“ wie das mehrfache Hochwasser und etliche Großbrände, von denen der jüngste in der Waldenbucher Altstadt noch allen in Erinnerung ist. Sie zählte auch die großen, zukunftweisenden Projekte in Waldenbuch auf, die unter der Regie von Bürgermeister Lutz mit Bravour gemeistert wurden. Unter anderen nannte sie dabei die Wohngebiete Liebenau VII und Gänsäcker/Kühäcker, die neuen Gewerbegebiet im Bonholz, das Sanierungsgebiet Altstadtkern, das Pflegeheim „Haus an der Aich“ und dessen Erweiterungsbau, den Kindergarten-Neubau „Im Städtle, das Kleinkindhaus Pestalozziweg, das Mehrgenerationenhaus auf dem Kalkofen, die Erstellung der Museumsachse und des Herzog-Jäger-Pfads, die Erweiterungsbauten für die Oskar-Schwenk-Schule sowie zwei Spielplätze und die Kompletterneuerung eines weiteren Spielplatzes.

Stadtrat Walter Keck bei der Übergabe des Geschenkes der Stadt

Dem ältesten Waldenbucher Stadtrat Walter Keck war es vorbehalten, Bürgermeister Lutz für seine herausragenden Verdienste einen „Abschiedsgruß mit symbolträchtigem Charakter“ zu übergeben: ein aus einer Kunstaktion heraus entstandenes Bild, das in Anspielung auf die geometrisch-abstrakte Kunst im Museum Ritter einen Quadratmeter Waldenbucher Boden darstellt. Bislang zierte das Bild das Amtszimmer des Bürgermeisters, künftig dekoriert es das Privathaus der Familie Lutz. Es bleibt also auf Waldenbucher Gemarkung, nachdem Michael Lutz bei seiner Verabschiedung en passant preisgab, dass er mit seinem Ausscheiden aus dem Amt seinen Wohnort Waldenbuch nicht aufgibt.
Bei einer Talkrunde führten die drei jüngsten Stadträte Leon Kolb, Ferdinando Puccinelli, Patrick Ruckh und die „jung gebliebene“ Altstadträtin Elena Kossiva-Rapp so elegant wie Profis durch das Programm. Auf ihre Fragen antworteten Alfred T. Ritter, Ehrenbürger und Unternehmer aus Waldenbuch, Elisabeth Mack, Gemeindereferentin der Katholischen Kirchengemeinde, Hildrizhausens Bürgermeister Matthias Schöck, Brigitte Olaynig, Vorsitzende des Vereinsrings, Johannes Schmalz, Regierungspräsident a. D. und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Würth, Dr. Barbara Willert, Leiterin des Museums Ritter und Albert Kayser, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr.  

Alle waren des Lobes voll über den scheidenden Bürgermeister und erzählten von teils kontroversen Diskussionen (bei der auch mal das Wort „Grasdackel“ gefallen sein soll), teils von sachlichen, meist aber heiteren und zum Schmunzeln anregenden Begegnungen mit Michael Lutz. So wusste etwa der Hildrizhausener Bürgermeister Matthias Schöck zu berichten, dass Michael Lutz beim CVJM in Unterensingen beim Fußballspielen „der weiße Pele“ genannt wurde. Und für Barbara Willert bleibt unvergessen, wie Michael Lutz bei einer Gast-Ausstellung der Sammlung Marli Hoppe-Ritter im norditalienischen Varese eine Rede so perfekt auf Italienisch vorgetragen hat, dass viele der Gastgeber dachten, er wäre ein Italiener. Doch ob vermeintlicher Brasilianer oder Fast-Italiner: Michael Lutz wusste immer wo seine Wurzeln sind, wo es anzupacken gilt, wo es wichtig ist zu fördern und zu fordern, wo Konzepte zu entwickeln sind oder wo Verantwortung übernommen werden muss.

Herr Steffen Jäger, Präsident und Hauptgeschäftsführer des Gemeindetages Baden-Württemberg bereicherte mit seinem Grußwort den kurzweiligen Abend
Herr Steffen Jäger anerkennt und dankt auch für die Unterstützung von Regina Lutz mit mehr als „einer Blume“

Steffen Jäger sprach von einem Einschnitt für Waldenbuch. Noch am Vormittag, habe Michael Lutz beim Gemeindetag eine Ausschuss-Sitzung geleitet, jetzt steht er zu seinem Abschied vor zahlreichen Weggefährten. Immer habe er sich mit hohem persönlichen Einsatz und großem Sachverstand in die Diskussion eingebracht. Und auch Alfred T. Ritter lobte den scheidenden Bürgermeister in höchsten Tönen. „Wir müssen in Harmonie mit der Natur leben und die Gemeinde geht diesen Weg mit“, sagte der international bekannte Unternehmer.

Teil 1: Im Gespräch mit WegbegleiterInnen: vlnr. Frau Elena Kossiva-Rapp, Herr Alfred T. Ritter (Ehrenbürger und Unternehmer), Frau Elisabeth Mack (Gemeindereferentin Katholische Kirchengemeinde), sowie Bürgermeister Matthias Schöck, Hildrizhausen
Teil 2: Im Gespräch mit WegbegleiterInnen: vlnr. Herr Ferdinando Puccinelli, Frau Brigitte Olaynig (Vorsitzende des Vereinsrings), Regierungspräsident a.D. Johannes Schmalzl, Frau Dr. Barbara Willert (Leiterin Museum Ritter), Herr Albert Kayser (Kommandant Freiwillige Feuerwehr) und Herr Patrick Ruckh
Katharina Jacob, Haupt- und Personalamtsleiterin der Stadt Waldenbuch bei ihrem Grußwort im Namen der MitarbeiterInnen

So wie Michael Lutz bei der Freiwilligen Feuerwehr in Waldenbuch als „Waldenbuch-1“ der oberste Dienstvorgesetzte war, so war er auch im Rathaus die unumstrittene Nummer eins, geachteter und geschätzter Vorgesetzter von rund 250 Mitarbeitenden der Stadt, auf den man sich – wie Haupt- und Personalamtsleiterin Katharina Jacob betonte – „immer voll und ganz verlassen konnte“. Auch sie erinnerte an eine lange Liste von erfolgreich durchgeführten Projekten, die er nach der Devise „Das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen“ angepackt habe. „Wo andere längst aufgegeben hätten, haben Sie sich zu jeder Zeit mit all Ihrer Kraft für die Sache eingesetzt“, lobte sie ihren Chef. Zusammen mit der Personalratsvorsitzenden Karin Weiss übergab sie Michael Lutz ein Fotobuch, das 24 Jahre seines erfolgreichen Wirkens widerspiegelt.

Die Personalratsvorsitzende der Stadt Waldenbuch Frau Karin Weiss, Frau Katharina Jacob und Michael Lutz

„Danke“ zu sagen war für den hochgelobten Bürgermeister zum Abschied ein besonderes Anliegen.
Als knitzer Schultes bediente er sich zu seinem Amtsende dabei zunächst einiger Worte des Schriftstellers Michael Ende.
Nur auf Zeit, sei das Bürgermeisteramt angelegt, doch ihm habe diese Lebensaufgabe „Glück, Erfüllung und innere Freude“ gebracht.
Kommunale Selbstverwaltung sieht Michael Lutz als „eine wunderbare Grundlage, um mit den Talenten der Menschen vor Ort eine attraktive, lebendige, temperamentvolle, vielfältige und besondere Kleinstadt zu entwickeln“.
Eine solch` top-aufgestellte Kleinstadt habe er im Jahr 2000 von seinem Amtsvorgänger übernommen; auch heute suche Waldenbuch mit seiner außergewöhnlichen Lebens- und Wohnqualität, mit dem Museum für Alltagskultur, mit dem Museum Ritter und der historischen Altstadt seinesgleichen in der Region Stuttgart.
Dass all das nur in konstruktiver Zusammenarbeit mit vielen anderen Institutionen, Amtsträgern und Förderern, mit einem gut funktionierenden Gemeinderat und einer Top-Mannschaft im Rathaus möglich ist, betonte Bürgermeister Lutz in seiner Abschiedsrede immer wieder.
Auch dafür gibt es für ihn kein besseres Wort als „danke“ zu sagen.
Natur, Umwelt und Klima müssten geschützt werden, um den erreichten Wohlstand auch künftig zu erhalten.
Keine Frage ist es für ihn dabei, dass dazu auch die Sicherung der Arbeitsplätze gehört.
Ein starkes Stück Heimat soll Waldenbuch bleiben – das ist und war für Michael Lutz stets ein Herzensanliegen.

Musikschuleiter Besar Mitku am Flügel
Die tolle Lehrerband der Musikschule Waldenbuch
Am Flügel Frau Elke Seeber-Michelberger und Sängerin Frau Tina Bauer

Musikalisch begleitet wurde das Programm von der hervorragend aufspielenden Lehrerband der Musikschule Waldenbuch mit Marcus Halver, Anselm Krisch, Daniel Crespo, Harald Wester und Christoph Dangelmaier. Musikschulleiter Besar Mitku verzauberte das Publikum am Flügel mit mehreren Werken von Frédéric Chopin. Tina Bauer und Elke Seeber-Michelberger beeindruckten mit dem Musikstück „Heute beginnt der Rest deines Lebens“ von Udo Jürgens.

Bürgermeister Michael Lutz während seinen Dankes- und Abschiedsworten
Bürgermeister Michael Lutz während seinen Dankes- und Abschiedsworten

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Frau Katharina Jacob

Hauptamtsleiterin

Bild des persönlichen Kontakts "Frau Jacob"
Marktplatz 1
71111 Waldenbuch
Telefon (0 71 57) 12 93-13
Fax (0 71 57) 12 93-74
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